03.09.08

5. Mein Leben nach Bhagavans Tod

Mein Leben nach Bhagavans Tod

Um 9 Uhr abends ging ich wieder zum Samadhi. Der Ort war verlassen, abgesehen vom Wächter. Ich setzte mich still hin. Die Tränen, die ich bis dahin zurückgehalten hatte, begannen reichlich zu fließen. Nach einer Weile ging ich heim. Es war das erste Mal, dass ich so spät abends noch im Ashram war. Kunju Swami war um meine Sicherheit besorgt und folgte mir in einigem Abstand.

Mein Bruder sagte zu mir, es sei nicht gut, wenn ich länger alleine in Tiruvannamalai bliebe und bat mich, mit ihm nach Madras zu kommen. Also fuhren wir zusammen. Es war ein Freund meines Bruders mit im Wagen. Wir sprachen die ganze Strecke über Bhagavan. Mein Bruder sagte zu seinem Freund: „Meine Schwester Nagamma ist jetzt wie eine Waise, die Vater und Mutter verloren hat.“ Das war die richtige Beschreibung für meine Lage.
Ich blieb drei Tage in Madras. Sie kamen mir wie drei Jahrhunderte vor. Anschließend kehrte ich zum Ashram zurück.

Als ich aus Madras zurück war, versammelten sich alle Bewohner des Ashrams. Wir beschlossen, den Ashram erst nach dem Mandalabhishekam (einer Zeremonie, die 40 Tage nach dem Tod begangen wird) zu verlassen. Wir gingen morgens und abends um den Schrein herum, trösteten uns gegenseitig und erzählten einander unsere Erlebnisse mit Bhagavan.
Das Mandalabhishekam wurde prächtig gefeiert. Danach teilten sich die Devotees in kleine Gruppen auf und gingen auf Pilgerschaft. Einige gingen nach Benares, andere nach Gokarnam. Ich schrieb meinem Bruder und brach mit seiner Erlaubnis nach Rameswaram auf.


Pilgerreise nach Rameswaram

Ich fuhr zunächst nach Tirukoilur[1] und besuchte den Tempel in Arayaninallur, wo Bhagavan die Erscheinung des göttlichen Lichts hatte. Ich sah auch das Haus von Muthukrishna Bhagavatar, wo Ramana etwas zu essen bekommen hatte. Dann nahm ich den Nachtzug nach Madurai. Dort besuchte ich das Ramana Mandiram in der Chokkappa Naiker-Straße, wo Bhagavan als Junge sein Erleuchtungserlebnis hatte. Überall waren Menschenmassen. Nachdem ich den Meenakshi-Tempel besucht hatte, nahm ich den Zug nach Rameswaram.

In Rameswaram ging ich direkt zur Pilgerherberge. Man gab mir ein kleines Zimmer im hinteren Teil. Ich kochte und ruhte mich aus. Es waren keine anderen Pilger da. Obwohl es am Tag sicher war, war ich doch besorgt, wie ich die Nacht alleine dort verbringen konnte. Da hörte ich, dass im Zimmer nebenan Leute waren. Ich ging zu ihnen hinüber. Es war ein älteres Paar. Ich war sehr erleichtert und schloss mich ihnen an.
Als wir unser Bad genommen hatten, brachen wir zum Tempel auf. Drei Tage später besuchten wir Dhanushkodi, wo wir wiederum Unterkunft in der Herberge fanden. Der alte Herr fragte mich, ob ich sie nach Ramanathapuram begleiten wollte, doch ich fühlte mich nicht recht wohl und war schon einmal dort gewesen. Deshalb lehnte ich die Einladung ab. Das Paar sagte freundlich zu mir: »Mutter, du bist zehn Jahre im Ramanashram gewesen und hast Ramanas Segen erhalten. Warum plagst du dich mit diesen Pilgerreisen ab? Es wäre besser, du würdest an seiner Stätte bleiben mit der Zuversicht, dass er alles Nötige für dich tun wird. Mit diesem Vertrauen kannst du dein restliches Leben dort verbringen. Pilgerreisen sind nur für jene, die die Gnade eines großen Gurus nicht erlangt haben. Aber für jene, die das Glück hatten, einen wahren Meister zu haben, sind sie unnötig. Genug mit dem Herumwandern! Kehre zurück und lebe dort in Frieden.«
Ich war über ihrem gesunden Ratschlag sehr froh.


Die Veröffentlichung des zweiten Teils der Briefe

Dem Rat des alten Ehepaars folgend beschloss ich, im Ramanashram zu bleiben. Ich ging täglich um 8 Uhr zum Ashram, wohnte dem Parayana und Abhishekam bei und kehrte um 10 Uhr wieder nach Hause zurück. Um 2.30 Uhr nachmittags kamen Kunju Swami und Ramanatha Iyer und ich las ihnen aus den Briefen vor. Nach einiger Zeit kamen mehr Devotees, um zuzuhören. Ich überarbeitete die Briefe gründlich.
Während der Meister lebte, kamen die Devotees, die in der Stadt lebten, nur zum abendlichen Veda-Parayana. Sie bekamen deshalb die Gespräche in der Halle nicht mit und hatten den Eindruck, dass Bhagavan nie viel redete. Als ich ihnen aus den Briefen vorlas, riefen sie verwundert: »Bhagavan hat so viel gesprochen? Schade, dass wir ihn nie gehört haben.«

Die Abschrift vom zweiten Teil der Briefe war im Ashram, das Original hatte mein Bruder. Da die Ashramverwaltung ihn nicht veröffentlichen wollte, beschloss mein Bruder, ihn auf eigene Kosten drucken zu lassen. Als das Buch gedruckt worden war, übernahm der Ashram das Projekt und es erschien 1953 zu Bhagavans Geburtstag.


Krankheit und Pilgerreise

Im April 1953 wurde ich krank und bettlägerig. Als mein Zustand ernst wurde, telefonierten Devotees meinem Bruder in Madras. Mein Neffe holte mich. Die Ärztin diagnostizierte ein Geschwür im Bauch, das bald krebsartig werden würde. Ich wurde sofort ins Krankenhaus überstellt und operiert. Ich musste für einen Monat im Krankenhaus bleiben. Da ich danach sehr schwach war, blieb ich für fast sechs Monate bei meinem Bruder.

Im September 1953 gingen mein Bruder und seine Frau nach Benares auf Pilgerreise. Ich schloss mich ihnen an, da ich noch keinen der heiligen Orte im Norden gesehen hatte. Ich badete im Ganges, legte ein seidenes Gewand an, nahm in einem kleinen Gefäß Gangeswasser mit und besuchte den Visweswara-Tempel. Auf dem Rückweg besuchten wir Gaya, Kalkutta und Puri. Ich kam einen Monat vor Sri Ramanas Geburtstag im Ramanashram an.


In Kolanukonda

Da ich vor mehreren Monaten den Ashram schwerkrank verlassen hatte, versammelten sich bei meiner Ankunft alle Devotees um mich. An Bhagavans Geburtstag wurde am Lingam von Bhagavans Schrein das Abhishekam mit dem Gangeswasser, das ich mitgebracht hatte, vollzogen.

Da das Haus, das ich so lange bewohnt hatte, zerfallen war, war ich 1953 in ein anderes Haus umgezogen. Dort war ich krank geworden. Jetzt zog ich nochmals um, da mir das Haus zu klein war.
Ich fühlte mich seit der Operation schwach und es wurde für mich schwierig, allein im Ramanashram zu bleiben. Meine Brüder meinten, ich sollte bei ihnen wohnen wie früher. Aber ich wollte nicht mehr inmitten ihrer Familien sein.
Da wir zu keiner Entscheidung kommen konnten, blieb ich bis März 1954 im Ramanashram. Aber es wurde zunehmend schwieriger für mich. Da kam mir der Gedanke, wieder - wie vor meiner Zeit im Ashram - in meinem Geburtsort Kolanukonda zu wohnen, der in der Nähe von Vijayawada liegt, wo mein ältester Bruder wohnt. Da schrieb mir mein ältester Bruder, dass seine dritte Tochter im März heiraten würde und ich nach Vijayawada kommen sollte. Ich interpretierte das als ein gutes Zeichen.

Als die Hochzeit vorüber war, sagte ich meinen Verwandten, dass ich wieder in Kolanukonda wohnen wollte. Kolanukonda ist nur vier Meilen von Vijayawada entfernt. Wir gingen zu unserem Haus, hängten Bhagavans Foto auf und ein Priester weihte es ein.

Zu Bhagavans Aradhana war ich wieder im Ashram. Nach dem Fest verteilte ich einen Teil meiner Habseligkeiten unter den Armen und nahm die nötigen Dinge mit. Als ich das Haus räumte, wurde ich sehr traurig. Meine Freunde trösteten mich und sagten, dass Bhagavan immer bei mir sei, wo immer ich auch sein würde, und dass ich weiterhin zu den Bewohnern des Ashrams dazugehören würde.

In meinem neuen Heim in Kolanukonda richtete ich die Halle wie in einem Ashram ein und hängte Bhagavans Foto dort auf. Morgens und abends wurden Verse von Bhagavan vorgelesen und an den Nachmittagen ab 2 Uhr wurde aus den Puranas gelesen.

Bevor ich 1940 zum Ashram gekommen war, verehrte ich Bhogeswara[2]. Der Einfluss dieser Gottheit hat mich zu meinem Meister geführt. Deshalb wollte ich mich um den Tempel kümmern. Es gab dort weiße Ameisen, die die Wand hinaufkrochen, und das Innere musste renoviert werden. Als die Reparaturen ausgeführt waren, wurde der Tempel neu eingeweiht. Danach ging ich an wichtigen Tagen mit dem Priester hin und gab darauf Acht, dass die Puja, Abhishekam und alles Weitere ordnungsgemäß ausgeführt wurde.


Die Kobra im Tempel

Als der Priester Raghava Rao an einem Festtag den Tempel für die Puja aufschloss, kam er erschrocken wieder heraus. Ich hatte schon davon gehört, dass manchmal Kobras in den Tempel kamen und sich um das Lingam wanden. Ich fragte ihn: »Was ist los? Ist es eine Kobra?« Er bejahte. Ich fragte ihn, wo sie sei. Er zeigte auf sie: »Da, an der Türschwelle.« Ich kam näher und sah eine große Kobra, die in voller Länge an der Türschwelle lag. Aber nur ihr Schwanz war von außen sichtbar. Sie war völlig bewegungslos.
Ich klatschte in die Hände und rief: »Bitte geh. Wir müssen unser Abhishekam ausführen.« Sie rührte sich nicht. Ich sang: »Hare Ramana, Hare Ramana« und sagte freundlich: »Bitte geh, meine Liebe.« Immer noch keine Reaktion. Der Priester rief aus einiger Entfernung: »Hush, hush!«, aber auch das half nichts. Was sollten wir tun? Selbst wenn wir unverrichteter Dinge gehen würden, konnten wir doch die Tür nicht mehr abschließen und Diebe könnten den Tempel berauben. Zudem wollte ich an diesem besonderen Festtag nicht gehen, ohne dass wir das Abhishekam ausgeführt hätten. Wir versuchten eine Stunde lang die Schlange zu vertreiben, aber es nützte nichts.

Ich erinnerte mich, was Bhagavan einmal über eine solche Kobra gesagt hatte. »Sie muss eine große Seele sein. Sie ist in dieser Gestalt hergekommen.« Ich nahm meinen Mut zusammen und sagte zum Priester: »Raghava Rao, ich bleibe neben der Schlange an der Tür stehen. Du gehst hinein und führst das Abhishekam aus. An so einem besonderen Tag wie heute sollte man das Abhishekam nicht wegen einer Schlange ausfallen lassen.« Er sagte angstvoll: »Oh nein! Und wenn die Schlange hereinkommt?« Ich ließ mich nicht entmutigen. »Sie wird nicht hereinkommen. Aber wenn, dann werde ich sie fangen und du kannst hinausrennen. Es macht nichts, wenn sie mich beißt. Ich würde für dich mein Leben riskieren.« Ich sagte das mit überzeugender Stimme.

Der arme Kerl! Er glaubte mir und war mit dem Plan einverstanden. Ich stellte mich neben die Schlange und schickte den Priester mit allem, was wir für die Puja mitgebracht hatten, hinein. Zwar war er nervös, aber er führte das Abhishekam aus, zündete Kampfer an, schwenkte die Lichter und brachte die Opfergaben dar. Ich stand unbeweglich neben der Kobra und beobachtete alles von dort aus.
Als das letzte Mantra gesprochen und die Feier beendet war, begann sich die Schlange zu bewegen, aber sie kroch nicht hinaus, sondern wandte sich meinem Fuß zu und glitt in Richtung des Lingam. Der Priester zitterte vor Furcht. Auch ich fürchtete um ihn. Wie konnte ich ihm helfen? Ich dachte an Bhagavan und sagte mutig zur Schlange: »Warum gehst du in diese Richtung, meine Liebe? Um Gottes Willen nimm die andere Richtung und geh hinaus.« Unverzüglich wandte sie ihren Kopf in die andere Richtung und verließ den Tempel.

Wir eilten hinaus, um zu sehen, wohin sie ging, doch sie war bereits verschwunden. Ich sagte zum Priester: »Siehst du, Raghava Rao, diese Schlange ist eine große Seele. Sie ist in Gestalt dieser Schlange gekommen, um dem Abhishekam für den Herrn Bhogeswara beizuwohnen. Sie hat sich nicht vertreiben lassen. Aber nach dem letzten Mantra ist sie gegangen.«
Raghava Rao war sehr beeindruckt. Er verschloss die Tür des Tempels und wir gingen wieder den Berg hinunter. Er hat den seltsamen Vorfall mit seinen eigenen Kommentaren angereichert weitererzählt. Nach seiner Version kann Tante Nagamma sogar mit einer Kobra reden.

Da die Leute nicht oft auf den Berg kommen, treiben sich dort die Schlangen frei herum. Hinter unserem Haus sind Felder und es kommen oft Schlangen auf unser Grundstück. Ich habe sie in Ruhe gelassen und sie haben mich nicht belästigt. Wir haben in Freundschaft zusammengelebt.


Die Briefe

Was immer ich tue, ich vergesse nie den Ashram. Wo immer ich bin, ich bleibe im Geist eine Bewohnerin von Ramanashram. Was ich für andere tue, tue ich immer im Namen Ramanas. Jeden Nachmittag erzählte ich den Leuten, die sich bei mir einfanden, von Ramanas Werken und von seiner Lehre. Ich wohnte von 1954 bis 1959 in Kolanukonda. Ich besuchte regelmäßig zu Jayanthi und Aradhana den Ashram und blieb dann jeweils für einen oder zwei Monate. Wenn ich dort war, las ich den Devotees aus meinem Buch ›Briefe aus dem Ramanashram‹ vor.

Devotees baten die Verantwortlichen des Ashram, auch die Teile III-V der Briefe zu veröffentlichen, aber es tat sich nichts. 1958 veröffentlichte mein Bruder den dritten Teil. Die Teile IV und V wurden als Serie in einer Zeitschrift veröffentlicht. Schließlich veröffentlichte der Ashram alle drei Teile. Die Briefe wurden von meinem Bruder D.S. Sastri ins Englische übersetzt und vom Ashram veröffentlicht.[3]


Umzug nach Vijayawada

Ich lebte noch nicht lange in Kolanukonda, als ich einen hohen Blutdruck bekam. Es gab dort keinen Arzt und keine medizinische Versorgung. Wenn mein Zustand bedenklich war, gab ich meinem Bruder in Vijayawada Bescheid oder jemand brachte mich dort zum Arzt. Wenn es mir wieder etwas besser ging, kehrte ich zurück, da ich es nicht lange in der Familie aushielt. Meine Brüder sahen schließlich ein, dass ich unter keinen Umständen bei ihnen wohnen würde. Da kam es meinem ältesten Bruder in den Sinn, dass er für mich in Vijayawada ein kleines Haus bauen sollte. Ich wäre dann medizinisch versorgt und seine Familie wäre im Notfall in der Nähe. Es war Bhagavans Gnade.

Im März 1959 war das Haus fertig. Mit Sri Bhagavans Foto bezog ich mein neues Heim. Devotees hatten es ›Ramana Sadhanam‹ genannt und den Namen auf einem Schild angebracht. Jeden Morgen wird das Parayana abgehalten und die 108 Namen Ramanas werden rezitiert und am Abend rezitieren wir das Upadesa Saram und Verse Ramana zu Ehren. Zudem werden abends vedantische Bücher vorgelesen. Wir führen vor dem Foto von Sri Bhagavan religiöse Gespräche und es gibt Parayana und Gebete wie im Ashram. Jeden Freitag kommen einige Männer zur Meditation und zum Gebet. Einige Ramana-Devotees, die die ›Briefe aus dem Ramanashram‹ gelesen haben, kommen von weiter her, um über Bhagavan zu reden. Ramana Sadhanam wurde eine Art Treffpunkt für Devotees aus Andhra Pradesh.
Da Devotees an den Veröffentlichungen des Ashram interessiert sind, verkauft ein Devotee, der mir gegenüber wohnt, die Ashram-Publikationen. Auf diese Weise wird Ramanas Lehre verbreitet.

Ich lebe alleine in Ramana Sadhanam. Ich lebe alleine mit Bhagavan. Obwohl ich keine Übernachtungsmöglichkeit anbieten kann, bleiben manche Devotees ein oder zwei Tage hier, doch das ist selten. Seit ich 1941 zum Ashram gekommen bin, lebe ich alleine. Bhagavan ist jetzt in dem Foto, und das ist meine ganze Gesellschaft, die ich in all diesen Jahren hatte. Die Leute fragen mich, wie ich das aushalten könne, und ich antworte ihnen, dass Bhagavan mich beschützt. Der Meister gibt mir die Furchtlosigkeit und den Mut, das Leben eines Sadhakas zu führen, wie es in der Gita beschrieben wird:
»Der Yogi, der Körper und Geist unterworfen hat, der frei von Wünschen und arm an Besitztum ist und in Abgeschiedenheit für sich lebt, beschäftigt seinen Geist beständig mit Meditation.« (Bhagavadgita VI,10)

Ich hoffe, dass ich einmal mit Bhagavan in tiefem Frieden vereint sein werde, wie der Herr Krishna es beschreibt:
»Wer alle Wünsche aufgibt und frei von Anhaftung, Egoismus und dem Verlangen nach Vergnügen ist, erlangt den Frieden.« (Bhagavadgita, II,70)

Wenn ich zum Arunachala komme, schenken mir die Ashrambewohner dieselbe herzliche Aufmerksamkeit wie früher. Damals sagten die Leute, ich sei Bhagavans ältestes Kind und die älteste Tochter des Ashrams. Selbst heute sagen sie das noch. Für die Verwandten Bhagavans gehöre ich zur Familie. Der Präsident, T.N. Venkataraman, nennt mich seine ältere Schwester und seine Kinder nennen mich ihre Tante. Wir alle sind Verwandte durch den Guru.


Der Ashram heute

Ein Jahr nach Bhagavans Tod starb seine Schwester Alamelu. Ein Jahr später folgte sein Bruder Niranjananda-swami (Chinnaswami). Noch vor seinem Tod war ein beratendes Komitee gebildet worden, das bei der Verwaltung des Ashrams helfen sollte. Sein Sohn T.N. Venkataraman wurde zum Präsidenten ernannt. Er verwaltet jetzt mit Unterstützung des Komitees den Ashram.[4]

!965-1966 wurde ein schönes Mandapam über Bhagavans Samadhi errichtet, das im Juni 1967 eingeweiht wurde. Es wurden weitere Gästehäuser gebaut und für die älteren Devotees wird gesorgt, damit sie im Ashram bleiben können. Auch die Frauen, die früher in der Küche gearbeitet haben, werden versorgt. Kunju Swami und andere kümmern sich um die Neuankömmlinge und erzählen ihnen Geschichten von früher und nehmen sie mit um den Berg. Die übrige Zeit verbringen sie mit Gebet und Meditation. Ein Arzt kümmert sich um das Ashram-Krankenhaus und behandelt die Patienten unendgeldlich. Es gibt eine große Bibliothek mit philosophischen Werken. Der Ashram veröffentlicht Bücher über Bhagavans Leben und Lehre. Sie werden im Bücherladen verkauft. Es kommen viele Pilger. Die ganze Atmosphäre ist von Bhagavans unsichtbarer Gegenwart durchdrungen.


Finde heraus, wer du bist

Bhagavan gab der Welt die Botschaft: »Finde heraus, wer du bist.« Es ist die Essenz der Veden. Wenn man die Frage »Wer bin ich?« in aller Ernsthaftigkeit verfolgt, entdeckt man schließlich, dass man Brahman ist. Nur wenn man versteht, dass es nichts anderes gibt als das allumfassende Brahman, kann man sich in der Welt mit einem Gefühl der Gleichheit allen gegenüber verhalten. Das ist die Bedeutung der Frage »Wer bin ich?«. Viele mögen einwenden, dass das leicht gesagt, aber nahezu unmöglich zu verwirklichen ist. Das ist bis zu einem gewissen Grad richtig. Aber die Schriften betonen, dass man mit etwas Geisteskontrolle auf dem Weg der Selbstergründung voranschreiten kann. In einem Lied sagt Bhagavan, dass dieser Weg sehr leicht sei. Wenn man dem Geist nicht erlaubt, sich von den Sinnen in die Irre führen zu lassen, sondern ihn dahin führt, seine wahre Natur zu ergründen, wird man mit Sicherheit das Herz erreichen und das Selbst erkennen. Deshalb ist es unsere Hauptaufgabe, den Geist zu beruhigen und innerlich nach dem Selbst zu suchen. Das ist die Essenz von Karma, Bhakti, Yoga und Jnana, wie Bhagavan in seinem Upadesa Saram sagt:
»Die Tat, in seinem natürlichen Zustand zu verweilen, den Geist im Herzen fest gegründet, ist zweifelsohne Hingabe, Yoga und Wissen.«

Bhagavan hat seinen Devotees gesagt, dass sich das spirituelle Herz auf der rechten Seite der Brust befindet. Dieser Hinweis ist für Anfänger nützlich, aber wenn die Selbstergründung reift und man ins Selbst eintaucht, bleibt der unbegrenzte Atman in seiner unbegrenzten Fülle übrig. Es ist wie es IST. Es ist unbeschreiblich und kann nur erfahren werden.
Wir sollten deshalb die Selbstergründung verfolgen und unsere eigene Wirklichkeit in Erfahrung bringen. Unter unzähligen Lebewesen ist der Mensch das einzige mit einem spirituellen Verständnis. Deshalb muss man Gebrauch davon machen, um sich aus dem endlosen Kreislauf von Geburt und Tod zu befreien. Weise wie Bhagavan Ramana kamen in die Welt, um den Menschen zu helfen, ihre eigene Wirklichkeit zu finden. Nehmen wir uns das zu Herzen und lassen wir nicht nach, bis das Ziel erreicht ist.

[1] Dort kam Ramana vorbei, als er mit 17 Jahren sein Zuhause verließ und zum Arunachala ging.
[2] die Gottheit des Tempels von Kolanukonda
[3] Inzwischen liegen alle Briefe als ›Letters from Sri Ramanasramam‹ in einem Band vor.
[4] T.N. Venkataraman zog sich 1994 als Präsident zurück und sein Sohn V.S. Ramanan wurde sein Nachfolger. Er starb 2008.

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